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KULTUR

Vielfalt und Lebendigkeit

Die ganze Stadt im Blick
Altona weiter vorn

Gabi Dobusch

Mitglied der Hamburgischen Bürgerschaft

Off-Kultur: Soul Kitchen

Aktualisiert: 30.01.2012

Bürgerschaft der Freien und Hansestadt Hamburg - 20. Wahlperiode - 41. Sitzung am 26. September 2012

Frau Pr­äsid­ent­in, mei­ne Da­men und Her­ren! Ich will das Wort ger­ne er­g­rei­fen, ich hat­te nur kurz überlegt, ob ich es schaf­fe, die­ses iPad mit nach vor­ne zu brin­gen, weil of­fen­bar noch nicht bei al­len an­ge­kom­men ist, dass die Hal­le ak­tu­ell wie­der geöffnet ist. Die Be­t­rei­ber ha­ben vor ein paar Stun­den freu­dig ver­kündet, dass durch ge­mein­sa­mes An­pa­cken all die Si­cher­heitsmäng­el, die noch ein­mal de­tail­liert auf­ge­lis­tet wur­den und die es tat­sächl­ich auch gab, be­sei­tigt wur­den und dass die Wie­der­eröffnu­ng von Soul Kit­chen am Sonn­tag ge­fei­ert wird, al­ler­dings nicht mit Soul. Da­zu wur­de mir eben noch ge­sagt, das ge­be es da nicht so häuf­ig, aber das macht nichts. Im Prin­zip sind wir ei­ner Mei­nung. "Soul Kit­chen" ist ein wun­der­ba­rer Film mit ei­nem wun­der­ba­ren Ti­tel, und wie überall nach­zu­le­sen ist, wur­de er be­vor­zugt an po­ten­zi­ell von Veränd­er­ung be­trof­fe­nen Stel­len in Wil­helms­burg ge­dreht, un­ter an­de­rem auch in der al­ten Fa­brik­hal­le der Zinn­wer­ke, um die es heu­te geht.
Es geht hier nur um Ih­ren An­trag, aber ich re­de auch ger­ne noch ein bis­schen lau­ter. Es wird ja nach­her auch do­ku­men­tiert.
(An­ja Ha­j­duk GR­ÜNE: Wir ver­su­chen ge­ra­de, das noch zu pr­äzis­ier­en!) Sol­che Or­te, ehe­ma­li­ge Fa­brik­ge­bäude, Spei­cher al­ler Art, Hoch­was­ser­bass­ins und mehr, die sich für eine vor­übergehe­nde oder dau­er­haf­te Um­nut­zung vor al­lem als Ort für Kreat­ivn­utz­ung im wei­tes­ten Sin­ne eig­nen, fin­den sich in der gan­zen Stadt und mitt­ler­wei­le eben nicht mehr nur zum Bei­spiel in Al­to­na, son­dern auch in Wil­helms­burg, auf der Ved­del und südlich der El­be. Das be­g­rüßen, das förde­rn und das un­terstützen ­wir aus­drücklich. (Die­trich Wer­sich CDU: Und des­halb wird die Peu­te ab­ge­ris­sen!) Wir hat­ten als SPD-Frak­ti­on in der letz­ten Le­gis­la­tur­pe­rio­de aus­drücklich mo­niert, dass die im­mo­bi­li­en­wirt­schaft­li­che Ent­wick­lung un­ter den CDU-geführten Se­na­ten der letz­ten Jah­re ver­stärkt da­zu geführt ha­tte, dass die nicht so eta­b­lier­ten sub­kul­tu­rel­len Nut­zun­gen aus vie­len Räum­en und Quar­tie­ren ver­drängt wur­den, was übrigens mit ei­nem Ver­lust an ur­ba­ner Viel­falt und kul­tu­rel­ler Ver­ar­mung ein­her­ge­gan­gen ist. Nun heißt das im Um­kehr­schluss aus un­se­rer Sicht al­ler­dings nicht, dass je­de Zwi­schen­nut­zung au­to­ma­tisch in ei­ne Dauer­ein­rich­tung und Ver­ste­ti­gung samt Sa­nie­rungs­ma­ßnah­men, Denk­mal­schutz und so wei­ter übergehen muss. Wir ha­ben das bis­wei­len ge­förde­rt, ich er­in­ne­re ger­ne an das Gäng­ev­iert­el oder an die Vik­to­ria-Ka­ser­ne,
(Ant­je Möller GR­ÜNE: Aber sa­gen Sie mal was zum ak­tu­el­len An­trag!) aber in je­dem Fall muss es na­türlich nicht statt­fin­den.

Ganz ab­ge­se­hen da­von, dass der Char­me man­cher Ein­rich­tung ge­nau im pro­vi­so­ri­schen Cha­rak­ter liegt, gibt es auch im­mer wie­der Gründe j­enseits von Fl­ächenv­erw­ert­ungsl­og­ik, die für eine tem­poräre Nut­zung im ei­gent­li­chen Sin­ne, al­so ei­ne zeit­lich be­g­renz­te Nut­zung, oder so­gar für ein En­de die­ser Nut­zung sp­re­chen.
(Jens Kers­tan GR­ÜNE: Zum The­ma!) – Ich re­de die gan­ze Zeit zum The­ma, Sie müssen ­nur ge­nau­er hinhören.
Im Fal­le von Soul Kit­chen war zu­letzt ei­ne Dul­dung bis En­de 2012 vor­ge­se­hen, al­ler­dings im­mer ge­kop­pelt mit den ent­sp­re­chen­den Hin­wei­sen auf not­wen­di­ge Ge­neh­mi­gun­gen für Veranst­al­tung­en, mit Hin­wei­sen auf die Ein­hal­tung er­for­der­li­cher Aufla­gen und mit Hin­weis auf die Dring­lich­keit der­sel­ben. So­weit mir be­kannt ist, man­gel­te es hier we­der an Ge­sprächsb­er­eits­chaft noch an Kom­pro­miss­be­reit­schaft noch an wohl­wol­len­den Über­le­gun­gen zu Al­ter­na­ti­ven in viel­fa­cher Hin­sicht von­sei­ten des Be­zirks und der Stadt. Ges­tern hat erst wie­der ei­ne Be­ge­hung, ein Orts­ter­min statt­ge­fun­den, of­fen­bar die­ses Mal aus­nahms­wei­se mit dem Be­t­rei­ber, denn – da sind wir schon ge­gensätzl­ic­her Mei­nung – nicht die IBA oder die Stadt sind ver­ant­wort­lich für best­im­mte Ge­ge­ben­hei­ten vor Ort, son­dern der Be­t­rei­ber, der sich dar­um kümmern müsste ­u­nd zu­min­dest ge­for­dert ist, dann auch ein­mal zu er­schei­nen.
Im Mo­ment, das ha­be ich schon am An­fang ver­kündet, ist die gan­ze Sa­che zu ei­nem gu­ten En­de ge­kom­men. Am Wo­che­n­en­de wird die Wie­der­eröffnu­ng ge­fei­ert. Die Ad-hoc-Ma­ßnah­men, die zur Be­sei­ti­gung der gra­vie­ren­den bau­li­chen und brand­schutz­tech­ni­schen Mäng­el ge­for­dert wor­den wa­ren und die dann auch er­grif­fen wur­den, wa­ren glücklich­er­weise er­folg­reich, denn Off-Kul­tur ist das ei­ne, Si­cher­heit der Be­su­che­rin­nen und Be­su­cher und ei­ne ge­wis­se Verlässl­ichk­eit der Be­t­rei­ber ist dann doch das an­de­re eben­so Wich­ti­ge.
Wir sind durch­aus der Auf­fas­sung, dass ei­ne Stadt wie Ham­burg nie­d­rig­schwel­li­ge Rau­m­an­ge­bo­te ma­chen muss, die ge­nug Frei­raum für Eigend­yna­mik und of­fe­ne An­eig­nung­s­pro­zes­se bie­ten. Die Zu­kunfts­per­spek­ti­ve der Soul Kit­chen soll­ten wir aber zu­min­dest läng­erf­rist­ig auch ein­mal los­gelöst vom Stand­ort Zinn­wer­ke de­bat­tie­ren, denn un­ter Umständ­en sind das zwei Paar Schu­he. Wir stim­men da­her erst ein­mal ei­ner Über­wei­sung an den Kul­tu­r­aus­schuss zu. – Vie­len Dank.
(Bei­fall bei der SPD)



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