Hamburg hat aktuell neun Partnerstädte - verteilt auf mehrere Kontinente: St. Petersburg, Marseille, Shanghai, Dresden, Osaka, Leon, Prag, Chicago und Dar-es-Salaam. Städte wie Kaliningrad, mit denen wir spezielle Abkommen haben, kommen hinzu. Delegationsreisen, gemeinsame Projekte, Austauschprogramme halten die Partnerschaft lebendig - auch wenn es immer mal wieder Städtepartnerschaft gibt, die erst wieder Fahrt aufnehmen, wenn das nächste Jubliläum naht!
Shanghai: Treffen mit Shanghai Women's Federation
Treffen mit Shanghai Women's Federation (Ausschnitt)
(Foto: Daniel Posselt)
Die Städtepartnerschaft zwischen Hamburg und Shanghai besteht seit 1986. Und seit über 10 Jahren pflegt die Bürgerschaft parallel zu den Beziehungen auf Regierungsebene einen regelmäßigen Austausch auf parlamentarischer Ebene. Im August 2015 gehörte ich zu den Abgeordneten, die sich im Rathaus mit der Vorsitzenden und weiteren Vertreterinnen der Shanghai Women's Federation trafen. Dieser Frauenverband war 1950 gegründet worden. Im Gespräch zeigten sich schnell erstaunlich viele Parallelen in Hinblick auf die Situation der Frauen hier und der Frauen dort. Die Geburt eines Kindes ist in Shanghai ebenso wie in Hamburg oft ein Einschnitt im beruflichen Werdegang von Frauen. Und hier wie dort gehören Mädchen und Frauen bis zum Studiumsabschluss zu den Besten, während sich die Situation dann im Laufe des Berufswegs dreht - unter den Spitzenpositionen und SpitzenverdienerInnen finden sich dann kaum noch Frauen.
Ideen unserer Kita- und Betreuungspolitik wurden übrigens in unserer Partnerstadt aufgegriffen wie wir hörten. Und meine Ausführungen zum Gremiengesetz der letzten Legislaturperiode und zum beachtlichen Frauenanteil der Regierungsfraktionen und der Regierungsbank wurden allseits mit anerkennenden Blicken quittiert!
St. Petersburg - Stadt am Fluss
St. Petersburg
Vor und nach der letzten turnusgemäßen Delegationsreise der Bürgerschaft nach St. Petersburg hatte es einige Irritationen gegeben, obwohl die politische Lage zu dem Zeitpunkt gar noch nicht so zugespitzt war wie das aktuell der Fall ist. Trotzdem stand die Frage danach im Raum, ob eine Städtepartnerschaft in solchen Situationen auf Eis gelegt werden soll. Darauf gibt es jedoch keine Standardantwort. Städtepartnerschaften waren von Anfang an auch Wege, um festgefahrene politische Linien zu überbrücken. Um auf der kleinen menschlichen Ebene Gesprächsfäden zu knüpfen, auch wenn die politische Gesamtwetterlage eher auf "Eiszeit" stand. Und offene Gesprächskanäle sind gerade in komplexen Situationen wichtig und wertvoll. Unsere kleine Delegation hatte jedenfalls reichlich Gelegenheit, sich selbst ein Bild zu machen - von Presse und TV ebenso wie von den politischen Parteien und Strömungen. Dabei kamen auch die "schwierigen" Themen wie Ukraine oder Homosexualität zur Sprache - bei den offiziellen Begegnungen sowie in den Gesprächen am Rande. Wir erfuhren aber auch etwas über Themen wie den Denkmalschutz, der die St. Petersburger Gesellschaft gerade stark bewegt: Da geht es um den Erhalt des historischen Stadtkerns (und die Verhinderung des Baus des Gasprom-Towers eben dort). Solche Debatten und Konflikte waren uns dann wieder ganz vertraut.Mucem
Marseille
Die Partnerschaft ist die zweitälteste. Sie wurde 1958 - also noch 5 Jahre vor dem deutsch-französischen Freundschaftsvertrag - von Hamburgs Erstem Bürgermeister Max Brauer und Marseilles Bürgermeister Gaston Defferre unterzeichnet! Und weil ich 1958 geboren wurde, wenige Minuten von der französischen Grenze entfernt, und weil ich eines der beiden damals auf den Weg gebrachten Deutsch-Französischen Gymnasien besucht habe, und weil meine erste Auslandsreise ohne meine Eltern - als Teenager - mit dem Deutsch-Französischen Freundschaftswerk an die Cotes d'Azur ging und wir damals auch einen Ausflug nach Marseille machten - fühle ich mich dieser Partnerstadt nun ganz besonders verbunden.
Von daher freut es mich, dass mit dem Jubiläum die Partnerschaft wieder aufgelebt ist. Besonders spannend war zu beobachten, wie die Stadt mit der Aufgabe Kulturhauptstadt Europa 2013 zu sein umgeht. Die SPD-Fraktion hatte ja in 2012 eine Reise nach Marseille unternommen und sich die Vorhaben schildern lassen. Nun in 2013 konnte ich als Mitglied eine Delegation der Bürgerschaft nachvollziehen, wie sehr sich die Dinge zum Positiven entwickelt haben!La friche - Belle de Mai